Glück begünstigt die Vorbereiteten. Doch welche Fotoausrüstung soll man für eine Reise ins gelobte Land einpacken? Diese Frage versuche ich hier zu beantworten. Darüber hinaus will ich meine Erfahrungen und Fehler teilen und potentiellen Käufern einige Ratschläge geben.

Kamera
Hier streiten sich die Gemüter, doch kann ich einige Tipps geben. Israel ist in der Regel sehr offen, was das Fotografieren betrifft. Fast überall darf man fotografieren, man muss also nicht versuchen, klammheimlich ein Foto zu schießen. Ausnahmen wären z.B. die streng orthodoxe Nachbarschaft Mea Shearim in Jerusalem oder militärische Einrichtungen. Am Shabbat sollte man in jüdisch-religiösen Nachbarschaften oder an der Westmauer/Kotel auch nicht fotografieren.
Manche wichtige Sehenswürdigkeiten sind sehr schlecht beleuchtet. Wer z.B. in der Grabeskirche oder irgend einer Kirche fotografieren möchte, sollte eine Kamera haben, die auch bei ISO 1600 und evtl. höheren ISO-Werten noch brauchbare Bilder macht. Denn eine Regel gilt fast überall – keine Stative innerhalb von Kirchen, Synagogen, Moscheen oder anderen populären Orten. Ein Blitz wäre dort ebenso unangebracht.

Bei schlechtem Licht hilft eine eingebaute Bildstabilisierung, die längere Belichtungszeiten ermöglicht. Das Foto der Rotunde/Ädikula oben hätte ich ohne Bildstabilisierung (oder Stativ) nur mit wesentlich höherer Auslösegeschwindigkeit aufnehmen können, was einen höheren ISO-Wert erfordert und mehr Bildrauschen erzeugt. Kameras mit integrierter Bildstabilisierung liegen hier im Vorteil, oder eben Objektive mit Stabilisierung.

Je nach Jahreszeit kann auch die Hitze zu einem Faktor werden. Da kommt es schon mal vor, dass eine Kamera schlapp macht, gerade bei längeren Videoaufnahmen in 4K oder 8K. Für normale Fotos sind aber die meisten Modelle ausreichend hitzefest. Wer Zweifel hat, findet im Internet genug Informationen darüber, welche Modelle anfälliger sind. Hinweis: Die Canon EOS R5 ist in den letzten Monaten in die Schlagzeiten geraten, weil sie bei 8K Videos nach ca. 15-30 Minuten ausschaltet. Diese Kamera verwende ich jetzt als Zweitkamera für Fotos, nicht Video.
Regen dagegen ist nur in den Wintermonaten ein Problem, von ca. November bis März. Das sind aber auch die besten Monate für Landschafts- oder Tierfotografie in Israel. Eine professionelle, gut abgedichtete Kamera und Objektive sind da Gold wert.

Wie fast überall erkundet man das Land am besten zu Fuß. Orte wie die Altstadt in Jerusalem oder in Akko sind mit dem Auto nicht oder nur teilweise erreichbar. Aus diesem Grund sollte man auf das Gewicht der Kameraausrüstung Wert legen. In der warmen Jahreszeit muss man genügend Wasser mitführen, auf Wanderungen zwischen 3 und 6 Liter. Für solche Situationen habe ich mir eigens eine kleine Micro-4/3 Kamera zugelegt, die Olympus OM-D E-M10, zusammen mit dem 12-40mm/f2.8 Zoomobjektiv.

Als Referenz hier meine Kameras:
- Nikon D850 Vollformatkamera
- Canon EOS R5 spiegellose Vollformatkamera
- Olympus OM-D E-M10 spiegellose Micro-4/3 Kamera (nicht mehr in meinem Besitz, aber eine gute Kamera)
- Nikon D7200 APS-C Kamera (nicht mehr in meinem Besitz, aber durchaus tauglich)
- D700 Vollformatkamera (nicht mehr in meinem Besitz, aber eine tolle Kamera)
Zur Zeit verwende ich sowohl Nikon- als auch Canon-Kameras. Jede hat Vor- und Nachteile. Mit Nikon habe ich mehr Erfahrung und hatte bisher keinerlei Probleme mit Hitze, Regen usw.. Freunde von mir verwenden Canon, Panasonic, Sony und Fujifilm und sind damit auch glücklich.
Objektive
Ob weite Landschaften oder enge Gassen, ein Weitwinkelobjektiv darf nicht fehlen. Praktisch sind Weitwinkelzooms. Festbrennweiten haben aber den Vorteil, dass sie kompakter, leichter und optisch in der Regel gleichwertig oder besser sind als Zoomobjektive.

Eine Alternative oder Ergänzung zu dem Weitwinkel ist ein 24-70mm/f2.8 oder ein 24-105/f4 Zoomobjektiv. Man sollte aber berücksichtigen, dass 24mm oft nicht weit genug sind für enge Räume. Das ist aber Geschmackssache.

Dieser mittlere Zoombereich eignet sich für viele Situation, z.B. Street-Fotografie, Landschaftsaufnahmen oder auch Sonnenuntergänge, wie im Foto unten gezeigt.

Ein Teleobjektiv im 70-200mm Bereich ist bei mir fast immer im Gepäck, obwohl ich es viel weniger verwende als das Weitwinkel. Ich besitze sowohl ein Nikon 70-200/f2.8, als auch das viel leichtere und kompaktere Nikon 70-200/f4. Letzteres ist mein bevorzugtes Tele für unterwegs. Für Tier- und Vogelaufnahmen ist es aber in aller Regel zu kurz.

In Israel findet man auch eine reiche Tier- und Vogelwelt. Wer sich vornimmt, die Natur in Bildern zu erfassen, braucht ein langes Teleobjektiv. 300mm sind etwas knapp (bei hoher Kameraauflösung kann man croppen), besser sind 400mm, 500mm oder 600mm. Das Nikon 200-500mm/f5.6 ist ein günstiges Telezoom, das man auch noch in der Hand halten kann (gutes Muskeltraining). Sigma und Tamron bieten Alternativen an, auch für Canon.


Für Besitzer von Systemkameras, die sich nicht mit Objektivwechseln herumschlagen wollen, gibt es sogenannte Reisezooms. Das sind relativ kompakte Zoomobjektive, die den gesamten Bereich von Weitwinkel bis mittleren oder oberen Telebereich abdecken, d.h. von ca. 16mm oder 24mm bis 105mm, 200mm oder sogar mehr. Deren Blende ist meist auf f4, f5.6 oder sogar f6.3 beschränkt, manchmal auch variabel in Abhängigkeit von der Brennweite. Bei solchen Objektiven ist der Bildstabilisator ein muss. Man sollte sich vor dem Kauf aber genau informieren, was man erwarten kann.
Neu in meinem Objektivarsenal sind folgende Canon-Objektive:
- Canon RF 35mm f/1.8 IS Macro STM (kommt leider ohne Sonnenblende, die unbedingt dazugehört – Canon knausert am falschen Ort)
- Canon RF 15-35MM F2.8L IS USM – eines der besten Weitwinkelzooms
- Canon RF 24-105 F/4 L IS USM – das Reisezoom von Canon
Blitz
Wie schon erwähnt, ist in vielen Museen und Sehenswürdigkeiten das Fotografieren mit Blitz untersagt – aus gutem Grund. Nicht nur nervt es ungemein, gerade in Museen oder Galerien ruiniert das starke Licht die oft empfindlichen Ausstellungsgegenstände.

Das heißt aber nicht, dass ein Aufsteckblitz kein Platz im Reisegepäck hat. Letztlich kommt es darauf an, wo man was fotografieren will. Es gibt in Israel zahlreiche natürliche Höhlen, Grabeshöhlen, Versteckhöhlen und Kolumbarien, die man ohne Blitz oder zumindest Stativ nicht oder nur schwer fotografieren kann. Am besten sind dabei dreh- und kippbare Aufsteckblitze, noch dazu solche, die sich frei platzieren und von der Kamera fernsteuern lassen. Ein Diffusor ist auch sehr nützlich.
Meine Blitz-Ausrüstung:
- Nikon Speedlight SB-800 (es gibt mittlerweile neuere Modelle)
- Nikon SU-800 Wireless Speedlight Commander – das Fernsteuergerät für meine Nikon D850; die Nikon D7200 kann entfernte Nikon-Blitze auch per eingebautem Blitz steuern
- Nikon SB-400 – kompakter, leichter Blitz, den ich problemlos auf längeren Wanderungen mitnehmen kann – lässt sich nur max. 90° nach oben arretieren und hat eine relativ niedrige Leitzahl (Helligkeit). Leider lässt sich dieser Blitz nicht fernsteuern.

Oft kann man den Blitz durch ein Stativ und Taschenlampe ersetzen.
Stativ
Gleich vorweg: Wer bei mir eine Fototour bucht, dem stelle ich während der Tour gerne ein Stativ zur Verfügung. Für diejenigen, die mit Stativ verreisen möchten und noch auf der Suche nach einem guten Stativ sind, will ich im Folgenden meine Erfahrungen teilen.
Reisestative stellen grundsätzlich einen Kompromiss dar zwischen niedrigem Gewicht/kompakten Maßen und Stabilität/Steifheit. Die von Herstellern so gerne zitierte „Traglast“ ist für die Kaufentscheidung aber unbrauchbar.
Hier einige generelle Hinweise für die Auswahl:
- Entscheidend für die Wahl eines Stativs ist die Länge des Objektivs mit Kamera, zweitrangig das Gewicht. Ein langes Teleobjektiv stellt wesentlich höhere Anforderungen an das Stativ als z.B. ein kurzes Weitwinkelobjektiv.
- Je höher die Kameraauflösung desto höher die Anforderungen an das Stativ. Selbst kleinste Schwingungen oder Erschütterungen führen zu Unschärfe.
- Billigmarken versprechen gerne eine sagenhafte Traglast (die sowieso kein Qualitätsmerkmal ist).
- Je kleiner der Öffnungswinkel der Stativbeine, desto höher wird das Stativ bei gleicher Beinlänge. Gleichzeitig aber verliert es an Stabilität und kippt leichter um. Billigmarken können so einige Zentimeter Höhe gewinnen, bei unverändertem Materialverbrauch und Kosten. Wenn so ein Stativ dann umkippt, hilft die beste Garantie nichts.
- Je weniger Beinsegmente, desto stabiler ist das Stativ. Ein praktischer Kompromiss sind Stative mit 4 Segmenten, die mit Mittelsäule eine gute Höhe erreichen.
- Eine Mittelsäule reduziert die Steifheit. Um dies teilweise auszugleichen, sollte die Mittelsäule einen großen Durchmesser haben.
Eine hervorragende Informationsquelle für den Stativkauf ist The Center Column (Englisch). Die erste Entscheidung, die man treffen muss, ist die Wahl zwischen Alu oder Carbon. Die Wahl fällt eindeutig auf Carbon, das nicht nur leichter ist, sondern auch bessere Eigenschaften hat. Gute Carbon-Reisestative sind aber teuer – €500-€1000 und mehr kann man für Stativ und Stativkopf schon ausgeben. Es gibt eine Reihe günstiger China-Plagiate namhafter Hersteller, die am besten gleich in die Mülltonne gehören. Eine der wenigen Ausnahmen ist Leofoto, die gute Qualität bieten. Leofoto-Produkte sind aber nahezu identisch mit denen des Herstellers RRS (Really Right Stuff). Ohne jetzt etwas Schlechtes zu sagen: mein Geld ist zu RRS gegangen.

Nach mehreren (Fehl-)Käufen und Versuchen verwende ich jetzt folgendes Stativ und Stativkopf:
- Gitzo GIGT2545T Traveler Series 2 Carbon-Stativ – sehr steifes Dreibein-Stativ mit 4 Beinsegmenten und Mittelsäule, das eine maximale Höhe von 165cm erreicht (wichtig für mich, da ich 1,86m groß bin und mich bei diesem Stativ nicht bücken muss). Sein Gewicht ohne Kopf ist dabei nur 1,33kg!
- Really Right Stuff BH-40 LR2 Kugelkopf mit Schnellwechselklemme, siehe z.B. hier oder bei B&H in New York. Trotz hervorragender Steifigkeit und Verarbeitung wiegt er nur 445g. So bleibt das Gewicht meines Stativs mit Kopf unter 2kg. Der RRS hat ein nahezu narrensicheres Design und lässt sich auch bei völliger Dunkelheit sicher bedienen. (Die Stative dieser Firma gehören ebenfalls mit zu den besten am Markt. Für meine Zwecke ist aber das Gitzo besser geeignet.)
- RRS bietet für verschiedene Kameras massgefertigte L-Winkel an. Mit einem L-Winkel kann man die Kamera in Sekundenschnelle vom Landschafts- in den Portraitmodus montieren und umgekehrt.
Die oben vorgeschlagenen Produkte sind nicht billig, man muss sie als Investition sehen. Alternativ finden Sie auch bei Acratech oder Feisol gute Stative. Die von mir eingesetzte Stativ-Kopf-Kombination ist nicht besonders kompakt. Für leichtere Kamera-Objektiv-Kombinationen reicht ein RRS BH-30 Kugelkopf völlig aus, der Gewicht und Platz spart.
Hinweis: Bevor ich diese teure Stativ-Kopf-Kombination erwarb, hatte ich 3 Stative gekauft, die heute Staub sammeln. Das Geld hätte ich mir sparen können.
Wer ein ultrakompaktes, leichtes Stativ für eine kompaktere Kameraausrüstung sucht, wird bei dem Peak Design Carbon Fiber Travel Tripod Reisestativ fündig, das gerade mal 1,27kg wiegt. Es kann natürlich nicht die Steifheit/Stabilität der Gitzo-RRS-Kombination vorweisen, ist aber unschlagbar, was Portabilität betrifft.
Tragriemen und Tragsysteme
Der mit der Kamera mitgelieferte Tragriemen ist bestenfalls ausreichend. BlackRapid z.B. liefert Tragsysteme, die komfortabler und besser sind. Allerdings kann ich den BlackRapid Backpack nicht empfehlen – zu umständlich.
Seit jüngster Zeit verwende ich den Peak Design SL-AS-3 Slide Kamerariemen. Das ist ein sehr breiter Riemen, der auch schwerere Kamera-Objektiv-Kombos noch bequem tragen lässt. Das Beste ist, dass er auch gut mit einem Rucksack funktioniert. Der Riemen ist auf einer Seite glatt und gleitet leicht über die Schulter, so dass sich die Kamera leicht hochziehen läßt. Die Rückseite des Riemens ist gummiert, so dass ein einfaches Wenden des Riemens die Kamera relativ gut in Position hält. Peak Design verwendet für die Befestigung des Riemens an der Kamera auch die Stativbefestigung und bietet eigens dafür entwickelte Stativplatten. Ich habe mehrere davon, eine ist z.B. an mein Nikon 200-500mm Objektiv geschraubt. Der Riemen lässt sich auch leicht an einen L-Winkel anbringen.
Dank der leicht entfernbaren Anker kann man den Peak Design Riemen mit ein-zwei Handgriffen abnehmen oder an anderen Tragepunkten (Ankern) befestigen. Wer wie ich mehrere Kameras und Objektive mit Stativring hat, sollte sich extra Anker zulegen. Kurz und gut – bisher ist der Peak Design noch die beste Tragelösung, die ich gefunden habe. Perfekt: Nein, aber er kommt dem nahe.
Kamerataschen und Rucksäcke
Ein Kamerarucksack oder -tasche mag für eine Städtetour wunderbar geeignet sein, kann aber für Wandern in der Wildnis geradezu lebensgefährliche Mängel aufweisen. Umgekehrt ist ein Wanderrucksack in der Regel nicht so gut für Städtetouren geeignet. Deshalb will ich dieses Kapitel in zwei teilen: Kamerataschen/-rucksäcke und Kamera-Wanderrucksäcke.
Kameratasche und Kamerarucksack
Für Städtereisen, leichte Wanderungen oder als Reiserucksack empfehle ich den Peak Design Everyday Backpack. Ich kaufte die 20L Version vor zwei Jahren für unsere Reise nach Deutschland und Italien. Seither ist er immer wieder auf Städtetouren und Reisen dabei.
Was mag ich an dem Peak Design Everyday Backpack:
- Elegantes und dennoch unauffälliges Design – von außen sieht man nicht, dass das ein Fotorucksack ist.
- Wirkt klein und kompakt, hat aber viel Platz.
- Lässt sich als Carry-On Tasche mit an Bord des Flugzeugs nehmen. Ich hatte kein Problem, diese Tasche und einen Bordtrolley ins Flugzeug mitzunehmen. Bitte beachten Sie aber, dass manche Fluglinien strengere Bestimmungen haben.
- Der Rucksack lässt sich im Flieger leicht unter dem Vordersitz verstauen.
- Die 20L Version bietet Platz für meine Nikon D850 mit Tamron 15-30mm/2.8 montiert, 70-200mm/f4 Objektiv, 50mm/f1.4, Ladegeräte für Kamera und Laptop, Kamerazubehör wie Kartenleser, Reinigungszubehör, Macbook Air, externes SSD-Laufwerk, Sandwich und Wasserflasche (außen verstaut), Dokumente und Reisepässe für die ganze Familie, sowie eine Jacke.
- Reißverschlüsse lassen sich gegen versehentliches Öffnen bzw. Diebe sichern.
- Das obere Fach mit Klappe ist variabel erweiterbar dank eines genialen Verschluss-Systems (sonst hätte ich nie soviel reinstopfen können)
- Zahlreiche Befestigungsösen und versteckte Riemen ermöglichen das Befestigen von Stativ und anderen Gegenständen.
- Robuste, verstärkte Klappe aus wasserfestem Material schützt den Inhalt des Rucksacks.
- Brustriemen kann mit einer Hand bedient werden.
- Flexible Einteilung des Kamerafaches bzw. des gesamten Rucksacks.
- Kamerafach von beiden Seiten zugänglich. Kann sogar von oben erreicht werden, wenn man auf das obere Fach verzichtet.
- Erstaunlich bequemes Tragen trotz miserablen Hüftgurts (siehe unten).
- Praktische Haltegriffe.
Was mir an dem Peak Design Everyday Backpack nicht so gefällt:
- Hüftriemen völlig unzulänglich – keine Hüftpolster. Wirklich schade!
- Das anthrazitgraue Gewebe wird extrem heiß im Sommer, so heiß, dass man sich daran die Haut verbrennen kann. Das Gute ist, dass die Hitze nicht durch das Gewebe ins Innere des Rucksacks dringt. Die Klappe ist dick und robust, auch die Seitenfächer haben mehrfache Gewebeschichten.

Ich empfehle, den hilfreichen Anleitungsfilm anzusehen, der aber nur auf Englisch ist. Trotz der genannten Mängel ist dieser Rucksack eine Empfehlung wert. Ich würde heute das graue Modell wählen, nicht das als „holzkohlefarbene“ bezeichnete Modell.
Kamera-Wanderrucksack
Seit nunmehr 17 Jahren suche ich den perfekten Kamera-Wanderrucksack. Ich habe B&H von vorne bis hinten durchforstet, alle namhaften Kamerageschäfte in London, Berlin, Frankfurt, Wien, Stockholm und Helsinki durchwühlt und nichts brauchbares gefunden. Einzige Ausnahme war B&H, aber dazu mehr im folgenden Absatz.
Gute Wanderrucksäcke gibt es genug, ich selbst habe mehrere, die ich für meine Arbeit brauche. Doch für Fotografen schaut es schlecht aus. Keiner der namhaften Hersteller von Kamerataschen und Rucksäcken bietet ein auch nur annähernd vernünftiges Modell für Wanderer. Nach langer Suche und vielen Fehlkäufen fand ich den Nischenanbieter Clik Elite, der leider Konkurs machte. Ich konnte gerade noch bei B&H zwei verschiedene Clik Elite-Modelle erwerben.
Es gibt einige wenige Hersteller, die in Frage kommen. Darunter der Hersteller f-stop mit dem Modell „Mountain Series Tilopa Backpack„, das ich aber noch nicht ausprobieren konnte.

Wanderungen in Israel haben nichts mit einem Spaziergang im Schwarzwald gemein. Meist sind die Wege felsig, auf manchen Strecken muss man auch klettern. Schatten findet man selten.
Was viele Europäer unterschätzen ist die Sonne und der Wasserbedarf. Selbst im Winter bei gemäßigten Temperaturen braucht man für eine 3-5 stündige Wanderung mindestens 3 Liter Wasser. Zur warmen Jahreszeit oder an wärmeren Orten wie Jordantal, judäische Berge, Negev oder Arava sollte man 5-6 Liter Wasser einkalkulieren.
Wer da mit Wasserflaschen unterwegs ist, muss zum Trinken jedes mal anhalten, die Falsche öffnen usw.. Das kostet Zeit und hält die Gruppe auf, weshalb man sich scheut, Trinkpausen zu machen. Und schon zeichnet sich die Katastrophe ab: Dehydrieren, Kreislaufzusammenbruch oder schlimmer. All das lässt sich mit einer Wasserblase und Trinkschlauch vermeiden, den ich auch während des Gehens bequem und sicher nutzen kann. Deshalb ist in diesen Gegenden eine Wasserblase/Trinkschlauch ein absolutes MUSS!

Ein Wanderrucksack soll mich zunächst am Leben erhalten. Alles andere ist zweitrangig. Deshalb hier meine Checkliste für die Auswahl eines Kamera-Wanderrucksacks, mit den wichtigsten Punkten am Anfang:
- Vorrichtung für Wasserblase, mindestens 2L, besser 3L.
- Stauraum für zusätzlich 2 Flaschen a 1,5 Liter (z.B. tiefe, geräumige Außentaschen, falls nicht tief genug, dann mit Halteriemen).
- Breite, verstellbare Schultergurte.
- Breiter, bequemer und höhenverstellbarer Hüftgurt.
- Höhenverstellbarer Brustriemen.
- Integriertes Tragegestell.
- Der Rucksack darf nicht auf dem Rücken anliegen, sondern muss den Rücken gut belüften.
- Separater Stauraum für Verbandsmaterial, Sonnencreme (das schmierige Zeug sollte nie in einem Fach mit der Fotoausrüstung sein) und Toilettenartikel.
- Stauraum für Essen/Snacks.
- Gut gepolstertes Kamerafach, denn fast alle Gegenden hier sind felsig.
- Bequemer Zugang zur Kamera und zu den Objektiven.
- Solide Stativhalterung, falls ein Stativ mitgenommen wird.
- Regenhülle – für die Wintermonate.
- Tief liegender Massenmittelpunkt, möglichst nahe an der Hüfte bzw. Rücken. Schwere Gegenstände wie Objektive, Kamera usw. sollten sich im unteren Teil befinden. Stauraum für Wasser entweder seitlich nahe am Rücken, oder Wasserblase zwischen dem Tragsystem (Schultergurte usw.) und dem eigentlichen Rucksack.
Der Rucksack soll bequem tragbar sein und alle Gegenstände gut und sicher verstauen. Es dürfen keine losen Gegenstände, z.B. Wasserflaschen, hin und her schwingen. Dadurch könnte man leicht das Gleichgewicht verlieren.

Zwei vielversprechende Rucksäcke der amerikanischen Firma Atlas Packs, der Atlas Athlete und der Adventure, haben meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich habe jetzt den Atlas Athlete bestellt.
Zusammenfassung
Israel bietet zahlreiche Fotogelegenheiten. Auch ohne Profiausrüstung kann man gute Urlaubsbilder machen. Aber für manche Bilder sollte man die geeignete Ausrüstung haben. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich Ihre Prioritäten setzen.
Zudem stellt sich die Frage, wie viel Sie tragen können bzw. wollen. Die beste Kameraausrüstung ist wertlos, wenn man keine Möglichkeit hat, sie gut und bequem zu verstauen und zu tragen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Sie oft reichlich Wasser mitführen müssen.
Der richtige Rucksack und das richtige Kameratragesystem spielen eine ebenso entscheidende Rolle wie die Kamera und Objektive. Doch bei allem Komfort, der ein guter Rucksack bieten kann, sollte man seine eigenen körperlichen Fähigkeiten nicht überschätzen. Aus diesem Grund nehme ich auf extremen Wanderungen (Hitze) nur noch eine kleinere Kamera mit.
Mit besten Grüßen aus Israel,
Heiko Sieger