Heute musste unser Auto schon wieder in die Werkstatt. Das letzte Mal konnte man das Problem nicht identifizieren, da es nur ab und zu auftaucht und der Bordcomputer keine eindeutigen Rückschlüsse zulässt. Heute Mittag war wieder relativ viel Verkehr auf den Straßen Tel Avivs und Umgebung.
In dem arabischen Dorf an der Grenze zum Westjordanland angekommen, rief ich Mahmud zu, da das Auto gerade wieder „spinnte“ und alle Alarmleuchten aufleuchteten. In kurzer Zeit hatte er die Ursache identifiziert. Morgen im Laufe des Tages soll das Problem behoben sein. Wir plauderten noch ein wenig, in seiner Werkstatt ist es wegen des Krieges ruhiger geworden. Warum?, fragte ich. „Die Leute fahren weniger“, antwortete er. Sein Schwager brachte mich zum Bahnhof, ca. 20 Minuten Fahrt. Wir plauderten ein wenig, wo ich wohne – Tel Aviv. Er meinte, dass er sich nach der normalen Zeit sehnt, wo er und seine Frau jedes Wochenende nach Tel Aviv an den Strand gefahren sind.
Am Bahnhof hatte ich gerade von Zug verpasst. Ein Bahnhofsmitarbeiter verrät mir sofort, dass ich eine Stunde warten müsste. Zuwenig Personal, um den normalen Fahrplan aufrecht zu erhalten. Der Bahnhof war voll mit Soldat(inn)en, junge und mittelalte. Einige hatten staubige Schuhe, sie sahen aus, als kämmen sie gerade zurück. Die meisten aber waren auf dem Weg dorthin, wo auch immer das „dorthin“ sein mag. Heute war es ganz still, Leute unterhielten sich leise. Wer schon mal hier in Israel war, weiß, dass Israelis ganz schön Krach machen.
In Tel Aviv traf ich mich mit Kollegen. Alle meinten, dass es wohl noch Monate dauern wird, bis wir wieder arbeiten können. In einer Woche werden wir uns wieder sehen, wenn wir den Bauern bei der Jojoba-Ernte helfen. Wir waren Kaffee trinken, sind dann weiter gezogen und haben etwas gegessen. Irgendwann auf der Dizengoffstrasse kam dann der Raketenangriff. Später, wieder Zuhause, folgte der nächste.
Auf WhatsApp teilte ein Kollege folgendes Video (auf Hebräisch mit englischen Untertiteln), das die vier Araber zeigt, die unter Lebensgefahr jüdische Israelis aus Be’eri und Umgebung retteten. Auch wer kein Englisch spricht, sollte das kurze Video bis zum Ende sehen:
Es tut so gut, wenn Menschen einfach Menschen sind.
In Be’eri alleine wurden mehr als 130 Menschen von der Hamas ermordet. Der Kampf gegen die Terroristen dort dauerte mehr als einen Tag. Fünf Soldaten einer Spitzeneinheit wurden dabei getötet. Folgender Link bietet eine Karte, die das Ausmaß des Hamas-Angriffes zeigt: https://oct7map.com