Atlit Gefangenenlager (Museum)

Jewish detainees ("illegal" immigrants)

Am 24 Juli 1922 bestätigte der Völkerbund (Vorgänger der Vereinten Nationen) formell das Britische Mandat über Palästina. Hier ein Auszug aus der Präambel:

In Anbetracht dessen haben die alliierten Hauptmächte außerdem vereinbart, dass die Mandatsmacht verantwortlich ist für das Inkraftsetzen der Erklärung, die ursprünglich am 2. November 1917 [Balfour-Deklaration, Anm.] von der Regierung Seiner Majestät gegeben und von den genannten Mächten angenommen wurde, zugunsten der Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina, wobei es sich versteht, dass nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in irgendeinem anderen Land beeinträchtigen könnte.

Nach den arabischen Aufständen und blutigen Massakern gegen die jüdische Bevölkerung Palästinas in den 1920er und 1930er Jahren gab die britische Regierung eine Reihe von Grundsatzpapieren – „Weißbücher“ genannt – heraus, die die jüdische Einwanderung und den Landerwerb für Juden immer stärker einschränkten. Das dritte und letzte Grundsatzpapier, das im Jahr 1939 veröffentlicht wurde, ist auch als „MacDonald-Weißbuch“ bekannt, nach dem Namen des damaligen britischen Kolonialministers. In diesem Grundsatzpapier wird die Teilung Palästinas und die Gründung eines jüdischen Staates endgültig aufgegeben und die Anzahl jüdischer Einwanderer in den folgenden 5 Jahren auf insgesamt 75.000 beschränkt. Nicht nur widersprechen die Bestimmungen des Grundsatzpapiers dem Völkerbundbeschluss, sie sorgen auch dafür, dass viele jüdische Flüchtlinge zurück in die Nazi-Verfolgung und damit in den Tod getrieben werden.

Model of Atlit detainee camp

Die „illegale“ Einwanderung, auf hebräisch Alija Bet oder einfach Ha’apala genannt, begann bereits 1934. Das Atlit-Gefangenenlager entstand im Jahr 1940 und war für jüdische Einwanderer bestimmt, die bei ihrem Einwanderungsversuch von den Briten abfangen wurden. Das Lager fasste bis zu 4.000 Gefangene, und über die Jahre seines Bestehens wurden dort Zehntausende von jüdischen Gefangenen interniert. Viele der Gefangenen bekamen schließlich ein Einwanderungszertifikat (von den insgesamt 75.000 erstellten Zertifikaten), oder sie wurden in ähnliche Lager auf Zypern oder Mauritius abgeschoben.

Atlit detainee camp

Am Ende des Zweiten Weltkriegs versuchten eine große Zahl von Holocaust-Überlebenden, die in Vertriebenenlagern in Deutschland und anderen Ländern untergebracht waren, ihren Weg nach Palästina zu machen. Aber die britische Haltung änderte sich nicht, trotz der Beweise für den jüngsten Massenmord an Juden und trotz des anhaltenden Antisemitismus‘ in Teilen Europas. Großes Aufsehen erregte der ExodusZwischenfall, ein von den Briten abgefangenes Flüchtlingsschiff, dessen jüdische Holocaust-Überlebenden zurück nach Deutschland geschickt und dort in Gefangenenlagern eingesperrt wurden.

Atlit detainee camp

Im Oktober 1945 brach die Palmach – eine Eliteeinheit der jüdischen Untergrundarmee Hagana – in das Lager ein und befreite 200 Häftlinge. An dieser Operation war auch Jitzchak Rabin beteiligt, der eine der beiden Einheiten kommandierte. Nach diesem Vorfall deportierten die Briten die jüdischen „Illegalen“ nach Zypern.

Jewish refugee ship

Das Atlit-Lager wurde 1987 zu einem Nationalen Kulturerbe ernannt. Heute kann man das Lager mit seinem Stacheldrahtzaun, seinen Wachtürmen, Baracken, Desinfektions- und Duscheinrichtungen besuchen und das Leid und Entsetzen der jüdischen Flüchtlinge nachempfinden, die anstatt Freiheit erneut ein Gefangenenlager vorfinden. Ausgestellt ist auch das Schiff „Galina“, ein typischer Vertreter für ein Flüchtlingsschiff, wie es für den Transport jüdischer Einwanderer nach Eretz Israel eingesetzt wurde.

Inside Jewish refugee ship

Unweit des Gefangenenlagers befindet sich die Kreuzfahrerfestung Chateau Pelerin, die im Jahre 1218 vom Templerorden während des 5. Kreuzzugs erbaut wurde. 1291 war Chateau Pelerin der letzte Stützpunkt gegen die moslemischen Mamluken, nach dem Fall Akkos. Heute befindet sich dort ein Posten der israelischen Marine.

Ein Beispiel für eine Tour nach Atlit finden Sie hier unter Tour 2.

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