Caesarea Maritima, d.h. Cäsarea am Meer, wurde von Herodes dem Großen im späten 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung an der Stelle eines alten phönizischen und griechischen Handelsposten namens Stratos Turm erbaut. Den Namen Caesarea wählte Herodes zu Ehren seines Gönners Augustus Caesar. Mit dem größten Hafen an der östlichen Mittelmeerküste wurde Caesarea bald eine der wichtigsten Städte des römischen Reiches. Schiffe wurden mit Weihrauch, Gewürzen, Datteln und anderen Schätzen beladen, um von da aus nach Rom und anderen Städten zu segeln.
Im Jahr 6 unserer Zeitrechnung wurde Cäsarea Sitz der römischen Präfekten und Prokuratoren der Provinz Judäa. Unter den Präfekten mit Wohnsitz in Caesarea war Pontius Pilatus, der die Kreuzigung Jesu anordnete. Ein Ereignis im Zusammenhang mit Pilatus wird in Josephus Flavius‘ „Geschichte des Jüdischen Krieges“ erwähnt:
Nach Judäa wurde von Tiberius als Landpfleger Pilatus geschickt. Dieser ließ des Nachts und noch dazu verhüllt die Bilder des Kaisers, die sich auf den sogenannten Feldzeichen befinden, heimlich nach Jerusalem bringen. Das rief nun am folgenden Tage eine ungeheure Bestürzung unter den Juden hervor, zunächst natürlich unter den Einwohnern der Stadt selbst, die beim Anblick der Standarten ganz außer Rand und Band gerieten, da man damit ihre Gesetze mit Füßen getreten hatte, nach denen es unstatthaft war, welches Bild immer in der Stadt anzubringen. Die Gährung unter den Stadtbewohnern ergriff aber auch das Volk in der Provinz, dass es massenhaft nach Jerusalem strömte. Man brach nun gemeinsam nach Cäsarea auf, um Pilatus zu bestürmen, dass er die Feldzeichen aus Jerusalem fortbringen lassen und die Gesetze ihrer Väter respektieren möge. Pilatus weigerte sich indes, ihre flehentliche Bitte zu erfüllen, worauf sich die Juden mit dem Angesicht zur Erde warfen und fünf Tage, wie auch ebenso viele Nächte unbeweglich in dieser Lage verharrten.
Am nächstfolgenden, d. h. am sechsten, Tage setzte sich Pilatus im großen Stadium auf seinen Amtssessel und beschied die jüdische Menge zu sich, scheinbar in der Absicht, ihnen seine Antwort mitzuteilen, während er in Wirklichkeit seinen Soldaten ein Zeichen gab, zu gleicher Zeit mit ihren waffenstarrenden Reihen die Juden einzuschließen. Als sich die Juden von einer dreifachen Schlachtreihe umstellt sahen, erstarb ihnen ob des unerwarteten Anblickes zuerst das Wort im Munde; als aber dann Pilatus ihnen sagte, er werde sie niederhauen lassen, wenn sie die Bilder des Kaisers nicht zulassen wollten, und den Soldaten auch schon den Wink gab, blank zu ziehen, da stürzten sie alle miteinander, wie auf ein verabredetes Zeichen, auf die Erde nieder, beugten ihren Nacken und schrien, sie wollten sich lieber niedermetzeln lassen, als das Gesetz übertreten. Hocherstaunt über eine so feurige Religiösität gab Pilatus den Befehl, die Standartenbilder sogleich aus Jerusalem zu entfernen.
In seiner Abhandlung „Gesandtschaft an Gajus“ beschreibt Philon von Alexandria, ein zeitgenössischer jüdischer Philosoph, die Regierung Pontius Pilatus‘ wie folgt:
… seine Korruption, und seine Unverschämtheit, und seine Raubwirtschaft, und seine Angewohnheit, Menschen zu beleidigen, und seine Grausamkeit, und sein ständiges Morden von Menschen ohne Prozess und Urteil, und seine nie endende und willkürliche und allerschlimmste Unmenschlichkeit.
(Heute wird Pontius Pilatus in manchen christlichen Konfessionen als Heiliger geehrt.)
Cäsarea spielt eine wichtige Rolle im frühen Christentum. Hier tauft der Apostel Petrus den römischen Hauptmann Cornelius (Apg 10: 1-5, 25-28). Von Cäsarea aus setzt Paulus die Segel für seine Reisen im östlichen Mittelmeer, und hier war es, wo er zwei Jahre lang eingesperrt war und dann nach Rom gebracht und vor Gericht gestellt wurde (Apg 23: 23-24).
Laut Josephus Flavius lösten Ereignisse in Caesarea den großen jüdischen Aufstand gegen die Römer (67-70 CE) aus:
Als sich nun am folgenden Tage, der ein Sabbath war, die Juden in der Synagoge versammelt hatten, stellte unterdessen einer von den griechischen Schreiern in Cäsarea ein bauchiges Gefäß mit der Öffnung nach unten neben den Eingang in die Synagoge und schlachtete darauf einige Vögel. Das erfüllte die Juden mit einer tödlichen Erbitterung, weil man ihnen dadurch zu gleicher Zeit ihre Gesetze verhöhnt und die Stätte selbst verunreinigt hatte. Freilich hielt es der kaltblütigere und nachgiebigere Teil der Gemeinde auch jetzt noch für das beste, die Zuflucht zu den Behörden zu nehmen, aber die ohnehin zum Aufruhr geneigten und in jugendlichem Ungestüm aufbrausenden Köpfe waren gleich Feuer und Flamme für den Kampf.
Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 wurde Caesarea die Provinzhauptstadt der Provinz Judäa. Während der römischen und byzantinischen Zeit konnte sie weiterhin zu einer wichtigen Hafenstadt gedeihen, bis zur moslemischen Eroberung. Später während der Kreuzfahrerzeit erlangte Cäsarea wieder ein Stück ihres erloschenen Ruhms zurück. Die Kreuzfahrer bauten die Stadt neu auf und befestigten sie. Reste der Kreuzfahrerstadt, z.B. Teile der Stadtmauer und -tore und der Stadtgraben, wurden in den letzten Jahrzehnten wiederhergestellt. Nach der moslemischen Herrschaft durch Saladin, die nur kurz dauerte, kam Caesarea wieder in christliche Hände, bis sie im Jahre 1265 schließlich dem Mameluken-Sultan Baibars erlag, der die Festungsanlagen der Stadt dem Erdboden gleichmachte.
Heute zeigt der archäologische Park eine Fülle römischer, byzantinischer, moslemischer und Kreuzfahrer-Architektur und Artefakte, in deren Mitte bezaubernde Cafés und Restaurants zum Verweilen einladen.
Das von Herodes erbaute römische Theater ist das erste seiner Art im Land. Während seiner Ausgrabung wurde eine Inschrift gefunden, die den Namen Pontius Pilatus erwähnt. Eine Kopie der Inschrift wird gezeigt.
Herods Palast wurde auf einer Landzunge gebaut, die sich ins Meer erstreckt. Der Palast diente später als Residenz der römischen Prokuratoren und Gouverneure, die über die Provinz herrschten.
Von Nord nach Süd entlang der Küste verläuft das Hippodrom bzw. Amphitheater. Nach seiner Erweiterung bot es bis zu 15.000 Zuschauern Platz. Anfangs diente es als Pferderennbahn für Pferderennen, erst später wurde es zu einem Amphitheater umgebaut. Zahlreiche Juden, die von den Römern während des großen jüdischen Aufstands gefangen genommen und versklavt wurden, verloren hier in Gladiatorenkämpfen ihr Leben.
Neben dem Hippodrom/Amphitheater erstreckt sich die römische Stadt mit ihren Villen, Badehäusern, öffentlichen Gebäuden, Lagerhallen und Latrinen.
Die Kreuzfahrerstadt mit Tor, Stadtmauer und Wassergraben ist ebenso einen Besuch wert. Wer etwas zu Essen oder eine kleine Erfrischung sucht, ist dort ebenfalls am richtigen Platz.
Eine kurze Autofahrt nördlich liegt das Aquädukt, das die Stadt mit Wasser versorgte. Mit 120.000 Einwohnern war Caesarea einst die größte Stadt Judäas – ein ausgeklügeltes Wasserversorgungssystem war daher unerlässlich.
Vorschläge für Touren nach Caesarea finden Sie hier.